Gottvertrauen

Psalm  71,1
„Herr, ich traue auf dich, lass mich nimmermehr zuschanden werden“


Es ist Abend geworden. Noch 5 Tage. Hier und da poltert es in unserer Wohnung. Die komplette Familie daheim.  In den letzten Tagen blieb uns gar nichts anderes übrig. „Sie werden verpflichtet ….sich ausschließlich auf den Bereichen ihres Wohngrundstückes aufzuhalten.“ Klar, kein Problem. Einsicht in die Notwendigkeit. Noch 5 Tage. Leichter gesagt als getan. Normalität aufrecht erhalten. Ungewissheit auch bei uns.  Die Worte des Psalmbeters gehen mir durch den Kopf: „...lass mich nimmermehr zuschanden werden“

Der erste hat Hunger. Was gibt`s? Der Kühlschrank wird geöffnet. Dank vieler lieber Menschen hat er einiges zu bieten. Für jeden einzelnen von ihnen bin ich dankbar. Dankbar für die nette Nachfrage am Telefon, das Winken über den Gartenzaun, der kleine Gruß an der Tür.  „...lass mich nimmermehr zuschanden werden“

Unser Ältester hat schon für uns alle entschieden und schmiert liebevoll ein paar Brote. Es sieht einladend aus. Für jeden ist etwas dabei. Der Tisch wird gedeckt, eine Kerze entzündet, ein Tischgebet gesprochen.  Es schmeckt so gut wie schon lange nicht mehr. „...lass mich nimmermehr zuschanden werden“ Wir nehmen uns Zeit. Es wird viel gelacht, erzählt, berichtet. Das wir hier zusammen sitzen, ein Geschenk. Wenn auch aus der Not geboren. Für einen Moment sind unsere vergleichsweise kleinen Sorgen vergessen. Verschobene Semesterprüfungen, abgeblasene Veranstaltungen, drückende Projekttermine. Jeder von uns bekommt die veränderte Situation für sein Leben in diesen Tagen zu spüren. Pläne werden über den Haufen geworfen. Dinge auf die man sich gefreut hat rutschen in unerreichbare Ferne, scheinbare Selbstverständlichkeiten werden kostbar.„...lass mich nimmermehr zuschanden werden“

Mir gehen die Menschen aus unserer Gemeinde nicht aus den Kopf: Selbständige, kleine Unternehmen, die schließen mussten, Berufstätige, die zu Hause bleiben müssen, Kinder, die betreut werden müssen, Heimbewohner, die vergeblich auf Besuch warten. Wie werden sie mit der Situation klar kommen? Ich bitte auch für sie:„...lass mich nimmermehr zuschanden werden“

Wieder geht mein Blick zu unserer Tischrunde.  Es ist schön, so viel Gegenwart genießen zu dürfen, so viel Leben zu erfahren, so viel Nähe zu spüren, mitten in all der Unsicherheit. Gott, bin ich dankbar. Noch 5 Tage. Und fast bin ich in Versuchung ein „schade“ zu denken. Es sind diese Momente, die du festhalten willst, für immer. Und das ausgerechnet in so einer schwierigen und ungewissen Zeit.  „...lass mich nimmermehr zuschanden werden“

Vielleicht hat der Psalmbeter ebenso empfunden, hat er Oasen des Auftankens erfahren, die ihn gewiss werden ließen: Gott wird bewahren, er wird uns Wege finden lassen.

Unsere Bibel ist voll von erlebter Geschichte, auch von Menschen in Zeiten der Not. Und sie erzählt davon wie Menschen neuen Mut gewonnen haben, wie sie neue Wege gingen, wie sie Zuversicht schöpften in schier ausweglosen Situationen. Und nicht zuletzt: wie aus scheinbarem Scheitern, Gott einen hoffnungsvollen Neuanfang mit uns Menschen gewagt hat.

Ja, darauf vertraue ich, “... das wir nicht zuschanden werden“.
Bleiben Sie behütet und bewahrt

Ihnen, liebe Leser, liebe Mit-Hoffende, Mit-Vertrauende,  ein paar Gedanken mit auf den Weg:

Die kleinen Dinge
Das Blühen im Garten
das Quaken der Frösche
die Strahlen der Sonne am Abend.
Das Lächeln eines Kindes beim Spiel;
ein Wort des Dankes vom Partner;
die Hand , die mir Halt gibt.
Der leichte Hauch des Windes am Morgen;
das Spiel der Wolken am Himmel
das Rauschen des Baches.
Die Minute der Stille und Einkehr;
ein Zeichen der Liebe;
das Beten in der Not.
Die kleinen Dinge
ermuntern zum Staunen
schenken Kraft und Zuversicht,
öffnen unsere Sinne und Herzen.
Sie helfen das Leben zu spüren
lenken die Herzen zur Freude, zu Gott.
Machen zuversichtlich, ja dankbar.

 

Heike Schneider-Krosse, Pfarrerin in Ehrenhain

 

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