Fastenandacht - Palmarum 05.04.2020 - Jesaja 40,31

Liebe Fastengemeinde,

… was für eine Zeit und wie die Zeit vergeht. Die vierte Woche ohne Gottesdienste und Andachten.
In manchen Nachrichten hört man: „Jetzt wird es aber Zeit, dass das Leben wieder losgeht.“ von Anderen: „lasst euch lieber Zeit – nicht so eilig – habt Geduld“.

Prädikant Mirko Weisser hat sich mit dem Thema „Zeit“ beschäftigt - viel Freude an der der Andacht:

Foto: Lukas Hauser ©

Foto: Lukas Hauser ©

 

Andacht Palmarum 05.04.2020
Jesaja 40, 31

Ihr Lieben,
jetzt ist es schon das vierte Wochenende, an dem keine Gottesdienste in Gemeinschaft stattfinden können. Ich merke, dass das gemeinsame beten singen und hören auf Gottes Wort mir fehlt. Und ihr fehlt mir auch sehr.

Wenn sonntags die Glocken läuten und wir innehalten und still werden fühle ich mich mit Gott und euch verbunden. Das tut gut.
Dann sehe ich auch unsere kleine Kirche vor mir. Wenn ich durch die alte schwere Eichentür gehe, Die herrlichen Farbspiele durch das neu sanierte Fenster im Kirchenschiff. Dann der helle Altarraum mit dem schlichten Altar im Zentrum. Im Fenster vor mir erstrahlen lebendig Bilder aus den Evangelien. Ich höre die Orgel erklingen, wenn wir gemeinsam singen „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Ich bewundere die restaurierte Kassettendecke, die durch die vielfältige Hilfe im vergangenen Jahr wieder so hübsch geworden ist.
Das fehlt mir jetzt sehr - unsere Kirche gefüllt mit Leben, mit euch.

Unsere Kirche ist eine von vielen, nichts Besonderes könnte man meinen, aber besonders für uns. Sie ist der Mittelpunkt des Dorfes. Man sieht sie schon von Weiten mit ihren 36m hohen Turm. Und man hört sie auch von Weiten durch ihre beiden Glocken. Die Glocken die uns zum Gottesdienst, zum Gebet einladen und uns viertelstündlich sagen, welche Zeit es ist. Die Uhr, die in alle 4 Himmelsrichtungen die Zeit zeigt.
Doch ein Detail unserer Kirche kennen wahrscheinlich nur die Wenigsten: Nämlich das, was unsere Uhr antreibt und den Viertelstundenschlag der Glocke vorgibt – das Herz unserer Uhr – das Uhrwerk sieht man nicht. Es ist versteckt und doch so wichtig. Ohne das Uhrwerk würde unsere Uhr nicht anzeigen und hörbar machen, welche Stunde geschlagen hat. Es ist kompliziert aufgebaut und nicht leicht zu verstehen. Dieses Uhrwerk ist im kommenden Jahr übrigens 100 Jahre alt. Älter als der älteste Haselbacher. Es hat den Bauern auf den Feldern Mittag oder Feierabend angezeigt, als diese noch mit Pferden oder dem LANZ BULLDOG gearbeitet haben. Es zeigt den Kindern, wann es Zeit ist heimzukommen. Es hat die Zeit in Zeiten des Krieges und der Unfreiheit und in Wirtschaftskrisen wünschen lassen, dass diese unglücklichen Zeiten möglichst schnell vergehen.

Und ich sehne mich, dass unsere Zeit der Sorge und Angst und der Beschränkungen bald vorbei ist. Die Zeit scheint auf Arbeit förmlich stillzustehen, weil ich mir zu viele Sorgen mache und zu meinen Lieben will. Und zu Hause vergeht sie rasend schnell. Wenn es schön ist und ich am liebsten jeden Augenblick anhalten möchte. Für meine Jungs scheint das gerade ähnlich zu sein: Die Zeit während der Schularbeiten schleicht förmlich dahin und dann beim Spielen rast sie nur so. Sie kennen das bestimmt auch. Wir alle können es kaum erwarten, wenn wir wieder normal leben können und es hoffentlich bald ein Mittel gegen diesen bedrohlichen Virus gibt.

Oft sagen wir: „Ich habe keine Zeit“. Doch jetzt müssen wir unsere Zeit neu ordnen. Es ist eine komplett neue Erfahrung für viele von uns, plötzlich nicht mehr im Stress gefangen zu sein. Oder umso mehr komplett anderen Stress zu haben und das Leben anders organisieren zu müssen.
Zeiten sind gekommen – Zeiten sind gegangen und Stunde um Stunde und Jahr um Jahr arbeitet kontinuierlich das Uhrwerk. Es kann nicht verlangsamt und nicht beschleunigt werden. Es sind gute und weniger gute Zeiten. Und alle Zeiten ist Gott dabei.
Ziemlich gut, wie ich denke beschreibt das Psalm 31: „Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31,15-16)
Wunderbar, oder? Zu wissen, GOTT ist da

Es ist tröstlich zu erfahren: Es gibt nichts, um das GOTT nicht weiß. ER der schon vor der Zeit war und auch danach noch sein wird. ER weiß um uns. ER weiß wie es uns geht, wie wir uns gerade fühlen. Ist das nicht schön. Ist das nicht tröstlich und gibt Kraft dieses abgeben können unserer Sorgen und Ängste. Wir müssen nicht allein durch diese Zeiten durch.
Wir können nicht tiefer fallen, als in SEINE Hand. SEIN Zuspruch und SEINE Stärkung gilt uns: „Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jesaja 40, 39-41)

Wir können in diesen Zeiten Jammern. Aber das ändert nichts. Dadurch vergeht die Zeit nicht schneller und es wird nicht schneller ein Medikament gefunden. Wir können schimpfen warum nicht eher Reise- und Ausgangsbeschränkungen festgelegt wurden, hinterher ist man immer schlauer. Man kann es für übertrieben halten mit den vielen Regeln und Verboten momentan. Aber lieber sichergehen, als später das Nachsehen haben. Wir können das Beste aus der Situation machen und uns darauf verlassen, dass wir nicht alleingelassen sind, dass GOTT bei uns ist.
Es betrifft uns alle. Ich merke jetzt immer mehr, dass es kein „Die“ oder „Wir“ gibt, sondern nur ein “UNS“. Uns liebt Gott. Für uns ist er da. ER weiß um uns, weil er unseren Weg und unsere Zeit genau kennt. ER ist unseren Weg schon gegangen und geht ihn mit uns. Bis zum Ende. Ja bis zum Ende aller Zeiten.

Ihr Lieben,
und übrigens unser Uhrwerk muss auch regelmäßig gepflegt werden, dass es immer die richtige Zeit anzeigt. Auch unsere Beziehung zu GOTT können wir pflegen. Allein und hoffentlich bald wieder in guter Gemeinschaft zusammen.
Unsere Zeit ist ein Geschenk Gottes. Es liegt an uns, wie wir sie nutzen. Bis eines Tages die Zeit keine Rolle mehr spielt – in Ewigkeit. Bleiben Sie behütet, GOTT ist mit Ihnen.     

Amen

Gebet

„Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“. (Psalm 31,15-16)
Du Gott des Lebens, Jesus Christus, du rufst uns und wir wollen dir nachfolgen. Hilf deiner Gemeinde, mach uns Mut, tröste uns in Angst, begeistere uns, erfülle uns mit Liebe damit wir deine Liebe weitergeben.
Erhöre uns Gott
Barmherziger liebender Gott, weil wir lebend oder sterbend allein dir gehören, bitten wir in der Corona-Krise um deine Kraft. Sei du bei denen, die sich im Kampf gegen die Krankheit einsetzen, damit anderen geholfen wird. Behüte alle Erkrankten, schenke Ihnen Kraft zu genesen. Gib uns Vernunft zum besonnenen Umgang mit dieser Herausforderung. Lass uns alle erfahren, dass unser Leben in dir allein geborgen ist.
Erhöre uns Gott
Der Krieg in Syrien endet nicht. Wir hören von den Flüchtlingen, Sie wollen der Gewalt entkommen. Behüte und bewahre sie. Wir hören von den Kindern in Lagern und auf der Flucht. Wir wissen, dass unser Mitleid nicht genügt. Behüte und bewahre sie. Wir hoffen auf das Ende der Gewalt. Leite die Mächtigen.
Erhöre uns Gott
Barmherziger Vater, mach uns offen und sensibel für die Not unserer Mitmenschen. Wir bitten dich für die Kranken und die sich um sie sorgen. Für die Neugeborenen und die sich darüber freuen. Für die, die um ihre Lieben Tränen vergießen schenke ihnen Trost und Kraft und führe sie wieder zur Lebensfreude zurück. Dein Licht erhellt das tiefste Dunkel.
Erhöre uns Gott
Vater unser im Himmel... Amen


Wer nur den lieben Gott lässt walten - EG 369 -        Georg Neumark um 1641


1, Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.

2, Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.

3, Man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unser's Gottes Gnadenwille,
wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

4, Er kennt die rechten Freudenstunden,
er weiß wohl, wann es nützlich sei;
wenn er uns nur hat treu erfunden
und merket keine Heuchelei,
so kommt Gott, eh wir's uns versehn,
und lässet uns viel Guts geschehn.

 

 

 

Lieber Mirko, vielen Dank für Deine Andacht.

Die nächste Andacht wird Ihnen / Euch am Karfreitag, dem 10.04.2020 zugestellt und von Superintendentin Frau Dr. Jahn verfasst.

Allen, die diese Andachten per Email empfangen, wird auch wieder ein Podcast zugestellt. Vielen Dank
Dr. Andreas Auge für die Aufnahmen.  

Dieser Ausgabe des „Fastenpredigtbriefes“ liegt das Wort der Superintendentin zum anstehenden Osterfest bei.

Wartet bitte nicht auf den Gemeindebrief 04/20 – 06/20. Sobald ich weiß, wann und wie es weitergeht, werde ich die neue Ausgabe versenden.

Alles Gute und Gottes Segen für die kommende Karwoche.
Grit Weidner

 

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Altenburger Land

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