Andacht Christi Himmelfahrt I Haselbach, 21.05.2020 I Mirko Weisser, Prädikant

„Christus spricht, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“ Johannes 12, 32

Himmelfahrt – ist er weg? Ist er da? Wo ist Jesus nun eigentlich? Wo ist der Himmel? Was hat der Himmel mit mir zu tun? – Dem wollen wir jetzt nachgehen.
Und so feiern wir diese Andacht im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Evangelium (Lk. 24 (44-49/ 50-53)
Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an seid ihr dafür Zeugen. Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.
Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.

Lied:    „Weißt Du, wo der Himmel ist“

Andacht
Christi Himmelfahrt, ihr Lieben, das steht heute im Kalender. Schön, so ein Feiertag mitten in der Woche, vor allem, für die, die seit Wochen wegen dem Ausnahmezustand am Limit sind. Vielleicht haben ja auch viele ein verlängertes Wochenende. Man kann inzwischen sogar wieder so Einiges unternehmen. So manche Männer ziehen möglicherweise in ganz kleinen Grüppchen mit (anfangs hoffentlich noch) hygienischem Sicherheitsabstand am Morgen los, mal mit Rucksack, mal mit dem berühmten Bollerwagen, mit Fahrrädern, in diesem Jahr aber eher nicht mit einer Lanz-Bulldog. Oft haben sie die „nötigen“ Getränke dabei, Wanderstöcke und natürlich viel gute Laune. Familien zieht es hinaus in die Natur, ins Freie. Schön, dass dies jetzt teilweise auch wieder geht. Die Sehnsucht, draußen, in der Natur miteinander unter freiem Himmel zu sein, ist groß. Gerade jetzt, wenn wir so oft, ohne zusammen zu sein, daheimbleiben müssen.
Mit Christi Himmelfahrt als christlichem, kirchlichen Feiertag, können anscheinend nur wenige etwas anfangen. Das merken wir leider alle in unserem Bekannten- und Kollegenkreis. Die Bedeutung kennen da nicht so viele. Und wenn wir es erklären müssten, fällt uns das dann auch nicht ganz leicht. – Schade. Dabei reden wir so oft über den Himmel und sehen hoch. Wir sagen: „Einfach himmlisch …“, wenn etwas schön ist. Wir beten es sogar „Vater unser im Himmel …“
Vielleich denkt der eine oder die andere auch gerade jetzt in dieser Zeit, wie wenig himmlisch doch unsere Welt geworden ist … „Möge doch der Himmel die Erde berühren!“, könnte ein Stoßgebet heute lauten. Ein Himmel, der zur Erde kommt, der uns mit Hoffnung, mit Freude erfüllt. Wo ist Gott jetzt wo wir ihn so nötig haben? Wo ist ER, wenn wir ratlos und voller Furcht sind? Wie soll es himmlisch sein, wenn die Meinungen so auseinandergehen, dass wir uns streiten und sich darüber sogar die Gesellschaft spaltet? Wo ist Gott? Warum ist Jesus nicht bei uns Menschen geblieben, sondern weggegangen? Warum musste Er gehen, wenn wir IHN so nötig haben? Wo ist jetzt Jesus eigentlich hingegangen? Fern im Himmel? Wohnt Gott im Himmel?
Ihr Lieben, was ist da eigentlich geschehen vor 2000 Jahren in der Nähe von Bethanien? Christus ist mit seinen Jüngern hinausgegangen. Sie waren voller Vertrauen, hatten keinen Zweifel, waren vermutlich gespannt und erwartungsvoll. Zuvor, so erzählt es Lukas, hat er ihnen seinen Auftrag und ihren Anteil daran erklärt: seine Einladung zur Versöhnung und zur Liebe untereinander und die Zusage des menschenfreundlichen Geistes der Liebe Gottes. Dann wird Christus von ihnen weg in den Himmel emporgehoben. Plötzlich ist derjenige, der ihnen den Weg weist, nicht mehr da. Sein Platz bei ihnen, bei den Menschen scheint leer zu sein.
Wir könnten ja meinen, nun bricht unter ihnen Verzweiflung und Trauer aus. Aber nein: sie fielen vor ihm nieder und kehrten dann „mit großer Freude“ nach Jerusalem zurück. Sie kehrten als Veränderte zurück: nicht als Trauernde, sondern als Fröhliche, als Gesegnete, als Beauftragte. Dafür priesen sie Gott. Sie haben es als erste erkannt: Um seine Liebe allen Menschen schenken zu können, kann er nicht bei ihnen bleiben. Jesus muss erst von ihnen gehen, um bei allen Menschen sein zu können. Sie wissen, sie müssen nicht aufsehen zum Himmel, sondern sich umsehen um IHN zu entdecken. Erst jetzt ist ER überall gegenwärtig und nicht an einen Ort oder eine Zeit gebunden. ER ist nicht mal hier und mal dort. ER ist überall, wo wir IHN suchen, wo wir IHN brauchen, oder denken, IHN nicht zu bauchen. Der Himmel ist für alle offen.
Für diese Jünger und für uns jetzt auch sind Himmel und Erde ganz nahe beieinander. Ja, die Jünger haben erlebt wie sich Himmel und Erde berühren, wie es in einem Lied heißt. Und Gott will sich von uns finden lassen. Der Himmel kann auf Erden sein. - In einem Lied von Hermann van Veen wird unsere und Gottes Sicht vom Himmel gut beschrieben. Es heißt:
Geschichte von Gott
Als Gott nach langem Zögern wieder mal nach Hause ging, war es schön; sagenhaftes Wetter! Und das erste was Gott tat, war: die Fenster sperrangelweit zu öffnen, um sein Häuschen gut zu lüften.
Und Gott dachte: Vor dem Essen werde ich mir noch kurz die
Beine vertreten. Und er lief den Hügel hinab zu jenem Dorf, von dem er genau wusste, dass es da lag.
Und das erste, was Gott auffiel, war, dass da mitten im Dorf
während seiner Abwesenheit etwas geschehen war, was er nicht erkannte. Mitten auf dem Platz stand eine Masse mit einer Kuppel und einem Pfeil, der pedantisch nach oben wies.
Und Gott rannte mit Riesenschritten den Hügel hinab, stürmte
die monumentale Treppe hinauf und befand sich in einem unheimlichen, nasskalten, halbdunklen, muffigen Raum.
Und dieser Raum hing voll mit allerlei merkwürdigen Bildern,
viele Mütter mit Kind mit Reifen überm Kopf und ein fast sadistisches Standbild von einem Mann an einem Balkengerüst.
Und der Raum wurde erleuchtet von einer Anzahl fettiger, gelblich-
weißer, chamoistriefender Substanzen, aus denen Licht leckte.
Er sah auch eine höchst unwahrscheinliche Menge kleiner Kerle
herumlaufen mit dunkelbraunen und schwarzen Kleidern und
dicken Büchern unter müden Achseln, die selbst aus einiger Entfernung leicht modrig rochen.
„Komm mal her! Was ist das hier?"
„Was ist das hier! Das ist eine Kirche, mein Freund. Das ist das Haus Gottes."
„Aha ... wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum
blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein
Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!"
„... Das weiß ich nicht."
„Kommen hier viele Menschen her, Knabe?"
„Es geht in letzter Zeit etwas zurück."
„Und woher kommt das Deiner Meinung nach? Oder hast Du
keine Meinung?"
„Es ist der Teufel. Der Teufel ist in die Menschen gefahren. Die Menschen denken heutzutage, dass sie selbst Gott sind und sitzen lieber auf ihrem Hintern in der Sonne."

Und Gott lief fröhlich pfeifend aus Kirche auf den Platz. Da sah er auf einer Bank einen kleinen Kerl in der Sonne sitzen. Und Gott schob sich neben das Männlein, schlug die Beine übereinander und sagte: „.... Kollege!"

Tolle Geschichte. Das ist mein Gott: der fröhlich pfeifend auf einer Bank sitzt und mit irgendjemandem redet, der das Leben und das Sein genießt, der den Menschen und was um ihn ist, sieht. Ein Gott der keine großen Gebäude braucht, der Bescheidenheit mag. Unser Gott, der Wärme, Blumen und Offenheit liebt.
Es macht mich nachdenklich und ich suche nach einer Antwort bei mir, wenn Gott mich fragen würde: „… wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen dann hier keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?” – Was würde ich ihm darauf antworten, ihr Lieben?
Vielleicht würde ich IHN fragen, ob ER mir hilft, selbst an Orten und in Zeiten wo ich es nicht vermute, das Helle zu sehen. Und vielleicht würde ich ihn bitten, mir zu helfen, den Menschen die Blumen und die Sonne zu zeigen, die Herrlichkeit seiner Wirklichkeit, den Himmel nahebringen.
Als Christ und als Christin haben wir die Chance und die Aufgabe, etwas von dieser himmlischen Wirklichkeit mitten auf Erden sichtbar werden zu lassen. Wir dürfen daran mithelfen, nicht nur in der Kirche die Blumen zum Blühen und das Wasser zum Strömen, die Sonne zum Strahlen zu bringen…. Wir können füreinander da sein, um uns gegenseitig die Furcht zu nehmen. Wir können aufeinander zugehen, um uns gegenseitig anzunähern. Und wir können füreinander beten, dass wir Gottes himmlische Wirklichkeit erfahren dürfen.
Es sind manchmal ganz kleine Momente, die uns verändern. Plötzlich
sehe ich die Schönheit der Natur mit ganz neuen Augen. Ich entdecke, begreife: hier gehöre ich hin, hier ist alles richtig.
Himmlische Berührungspunkte finden sich in jedem Menschenleben. Du atmest. Du hast ein Zuhause. Du lebst in einer Zeit des Friedens. Vieles ist dir geschenkt. – Himmlische Spuren im Alltag. Wir leben. Wir dürfen Gott, der so wunderbar ist, kennenlernen.
Wo wohnt, wo ist Gott? – Im Himmel. Wo ist Gottes Himmel? – Gottes Himmel ist hier und jetzt. Zu Christi Himmelfahrt feiern wir Gottes Gegenwart, auch wenn wir ihn nicht leibhaftig sehen können. Manchmal erahnen wir etwas von seiner Gegenwart in kostbaren, geschenkten Momenten. Gott eröffnet uns den Himmel hier und jetzt, wenn wir ihn lassen…
Einen schönen gesegneten „Himmelfahrtstag“ wünsche ich euch
Halleluja. Lobet Gott!
Amen

Lied    „Wo Menschen sich vergessen…“

Fürbitte:
Für Menschen, die gerne in den Himmel schauen, dass sie ihre schönen Träume für ihre Mitmenschen fruchtbar machen. Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich!
Für Menschen, die sehr mit den Dingen unserer Welt beschäftigt sind, dass sie sich von der Ruhe und der Kraft des Himmels aufrichten lassen: Wir rufen zu dir:  Herr erbarme dich.
Für uns, dass wir bei allen Höhenflügen die Bodenhaftung nicht verlieren und immer daran denken, dass Du es bist, der uns alles schenkt. Wir rufen zu dir:  Herr erbarme dich.
Wir bitten für unsere Freunde und Partner. Für Menschen, die sich einsam und verlassen fühlen, dass sie den ersten Schritt auf einen Mitmenschen machen können. Für Menschen, von denen wir uns in der letzten Zeit verabschieden mussten, dass sie ihren Platz im neuen Leben bei Gott gefunden haben. Wir rufen zu dir: Herr erbarme dich.
Darauf vertrauen wir.
Dann feiern wir diesen Tag nicht vergebens. Er erfüllt uns mit Zuversicht, sodass wir mit Freude nach Hause zurückkehren können.
Amen.

Vater unser im Himmel,....

 Lied:    „Der Himmel geht über allen auf“

Segen:
Schaut nicht hinauf, sondern seht euch um. Sagt nicht, das hilft nichts, fragt, wie kann ich helfen. Denkt nicht, ich bin zu jung oder zu alt, sagt, jetzt ist es gerade richtig so. Meint nicht, es sind ja alles nur kleine Schritte, wisst, der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Dazu seid gesegnet im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

die Andacht zum Himmelfahrtstag hat Mirko Weisser verfasst und gelesen. Vielen Dank Mirko. Gelesen und gesungen haben weiterhin: Cornelia Weisser, Astrid Martin und Mirko Weisser. Der Gesang wurde von Annekatrin Thomas am E-Piano begleitet. Hagen Herold hat das Aufnahmegerät bedient.  Vielen, vielen Dank Euch Allen.

Die nächste Andacht – der nächste Podcast zum Nachhören erreicht Euch am Sonntag den 24.05.2020 (Sonntag Exaudi). Die Andacht wird verfasst von Pfarrerin Frau Gabriele Schaller und in der Kirche Rückersdorf aufgenommen.

Viel Spaß beim Lesen und Hören!

Ich wünsche Euch einen gesegneten Himmelfahrtstag.

Herzliche Grüße
Grit Weidner

 

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