Andacht zum Sonntag Judica 2 9.03.2020 Hebräer 12,12.14 - Draußen vor der Tür!
Das geistliche Wort zum Wochenende ……. auch wenn wir keinen Gottesdienst feiern:
Liebe Leserinnen und Leser,
„Was kommt nach dem Tod?“ Es ist die Frage, die viele Menschen und auch wir immer stellen. Besonders wenn wir am Grab eines geliebten Menschen stehen oder selbst schwere Lebenskrisen durchmachen. Sicher könnten wir mit dem Hinweis auf Karfreitag und Ostern schnell eine Antwort geben.
Doch da müssen wir uns fragen: Glauben wir das, was wir sagen, - dass wir nach dem Tod eine Hoffnung auf das ewige Leben haben? Eins ist klar. Das Leben hat mit der Geburt einen Anfang und mit dem Tod ein Ende. Das Leben der Menschen hat einen Anfang und hat ein Ende, darin sind wir alle gleich. Wie sieht die Mitte aus, die Spanne zwischendrin? Wie sieht das Leben zwischen Geburt und Tod aus?
Wir Menschen sind soziale Wesen. Jeder von uns braucht Geborgenheit, Wärme, Nähe, Zuwendung, und Sicherheit, ein warmes Nest. Jeder von uns sucht Anerkennung, Zuneigung, soziale Resonanz. Nichts ist schlimmer für uns Menschen, als allein zu sein, ohne Beziehungen zu leben. Das Theaterstück „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert verdeutlicht es. Dem Kriegsheimkehrer Beckmann gelingt es nicht nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft sich wieder ins Zivilleben einzugliedern. Er bleibt von der Gesellschaft ausgeschlossen und findet auf seine Fragen keine Antwort. Es ist ein Nachhausekommen, welches kein Zuhause mehr ist. Ein Leben ohne wirkliches Zuhause. Ist so etwas nicht schrecklich?
Heute geht es darum, dass auch wir Sicherheiten, Halt, Kontinuität und Geborgenheit des Irdischen hinter uns zu lassen müssen. Ist vielleicht auch unser Zuhause draußen vor der Tür?
Das Bibelwort dieses Sonntags aus Hebräer 13,12-14 mutet uns in dieser Richtung einiges zu:
12 Und mit dem Opfer Jesu ist es wie mit diesen Tieropfern: Weil Jesus gekommen war, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen, musste auch er außerhalb der Stadtmauern sterben.
13 Lasst uns daher zu Jesus vor das Lager hinausgehen und die Schmach auf uns nehmen, die auch er getragen hat.
14 Denn hier auf der Erde gibt es keinen Ort, der wirklich unsere Heimat wäre und wo wir für immer bleiben könnten. Unsere ganze Sehnsucht gilt jener zukünftigen Stadt, zu der wir unterwegs sind.
Es begegnet uns eine Passionsgeschichte ganz besonderer Art. Wir können es in einem Satz zusammenfassen: Jesus litt --,,draußen vor der Tür". Der Hebräerbrief ist ein Brief an Judenchristen. Sie waren mit der alttestamentlichen Opfertheologie vertraut waren. Da wurde die Körper der Opfertiere, welche im Tempel geopfert wurden, „draußen vor der Tür“ - vor der Stadt in der Wüste verbrannt. Sie wurden sozusagen als Sündenböcke verbrannt.
Damit war „Draußen vor der Tür“ also alles andere als ein Ort des Lebens. Es ist der Ort des Todes, weil er alles andere als ein Ort der Gemeinschaft war. Genau da litt und starb auch Jesus. Er litt und starb außerhalb von Jerusalem, außerhalb des Ortes, außerhalb der Gemeinschaft. Die Schädelstätte, der Ort an dem Jesus gekreuzigt wurde, war am Rande der Stadt, draußen vor dem Tor.
Jesus wurde ausgegrenzt von der Gesellschaft, von den Menschen - verraten und verkauft. Er war ein Außenseiter, er war draußen, weil er eben nicht nach drinnen passte.
Jesus passte nicht in die Gemeinschaft, die mit ihrer Macht der Gewohnheiten, sich an allem stoßen musste, was anstößig und ungewöhnlich war. Für sie war es einfach und undenkbar und unerhört, dass ein Gott sichtbar zu den Menschen kam? Es war für sie unerhört, dass dieser Gott, als ärmliches Kind in einer erbärmlichen Höhlengrotte zu den Menschen kam. Er kam alles andere als glanzvoll und glorios. Er kam schon ausgesperrt aus dem Ort des Lebens zur Welt. Keiner wollte ihn.
Ist das nicht ungeheuerlich, dass der Gott der Liebe und des Lebens zu einem Opfer der Sünde und des Todes wird? Es ist doch unglaublich Dass Gott im wahrsten Sinne des Wortes herunterkommt zu denen, die vom Leben ausgeschlossen sind. Er geht hinaus zu denen, „die draußen vor der Tür sind“ und dort leben und leiden. Noch mehr: Er geht hinaus an den Ort der Ausgrenzung, des Leidens und des Todes, um dort selbst als Ausgegrenzter den Tod zu erleiden.
Darum wird der Ort, wo wir meinen, dass der Tod zu Haus ist, zum Ort des Lebens, weil der lebendige Gott das Leben schenkt. Das Kreuz Christi als Zeichen des Todes, wird zum Zeichen des Lebens, weil Jesus Christus stellvertretend für uns gelitten und gestorben ist und dann vom Tode auferstanden ist.
Und das geschah „Draußen vor der Tür!“ Amen.
Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Jörg Bachmann
Du großer Schmerzensmann,
vom Vater so geschlagen,
Herr Jesu, dir sei Dank
für alle deine Plagen:
für deine Seelenangst,
für deine Band und Not,
für deine Geißelung,
für deinen bittern Tod.
Ich bin telefonisch unter der Nummer 03448/3890595 zu erreichen.
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